23. Januar 19:30 – 21:00

Who’d have thought that snow falls

Sehr behutsam erweitert sich der Tonraum in Morton Feldmans „Three Voices“ in Sekundschritten, die unterschiedlich rhythmisiert sind. Die für Feldman typischen Repetitions-Muster hebeln dabei das Zeitgefühl aus. Eine sehr leichte, fast luftige Tongebung der Stimmen erinnert an Schnellfall – jeder Ton eine einzelne Schneeflocke. Sprache taucht in der 50-minütigen Komposition nur sehr vereinzelt auf. Es heißt: „Who’d have thought that snow falls / snow whirled / nothing ever fell.“ Diese Phrasen entstammen dem Gedicht „Wind“ von Frank O’Hara, dem die Komposition neben Philip Guston gewidmet ist. Three Voices, zu deutsch „Drei Stimmen“, ist für eine live Sing-Stimme und Zuspielung komponiert. Dafür muss die Sängerin im Vorfeld zwei der drei Stimmen aufnehmen. Diese erklingen im Konzert aus den jeweils links und rechts von ihr positionierten Lautsprechern. Für Feldman sahen die beiden Lautsprecher auf die Bühne wie Grabsteine aus. Grabsteine seiner damals bereits verstorbenen Freunde O’Hara und Guston. In Three Voices tritt also eine lebende Stimme mit zwei Toten in Kontakt. 

 

Morton Feldman: „Three Voices“ (1982)

Julia Mihály (Stimme und Elektronik)

Richard Millig (Klangregie)

 

Eintritt: 12 Euro (6 Euro ermäßigt)

 

Bildnachweis: (c) Lucia Menegazzo